Für die Handposition am Lenkrad gibt es wenig Vorbilder. Wer nicht ins Lehrbuch schaut sondern in den Straßenverkehr, der kann ein Panoptikum der unterschiedlichsten Lenkradhaltungen sehen.
Beide Hände auf 12 Uhr, die Ein-Hand-Lenker oder die Fahrer, die ihr Auto mit den Knien steuern. Es geht immer noch verrückter.
Je entspannter die Fahrt, umso lässiger wird die Lenkradhaltung.
Je brenzliger die Fahrverhältnisse werden, umso mehr wandern die Hände in eine „beispielhafte“ Position. Dann ist auch kein Handy mehr am Ohr.
Bei einer plötzlich auftretenden Gefahr kann aber die Zeit fehlen, noch schnell die nötige Handposition am Lenkrad einzunehmen.
Viertel vor drei – die empfohlene Handposition am Lenkrad
Die in Deutschland empfohlene Haltung ist: die Hände auf 9 und 3 Uhr, bekannt als „Viertel vor drei Stellung“.
So halten die Hände das Lenkrad links und rechts in der Mitte. So wird es in der Fahrschule gelehrt.
Damit entsteht der höchsten Aktionsradius zum Lenken, eine sofortige halbe Lenkraddrehung und darüber hinaus in jede Richtung, ohne dafür die Hände umsetzen zu müssen. Bei Gefahr kann so blitzartig reagiert werden. Fast jede Kurve kann so gemeistert werden, ohne umgreifen zu müssen oder die Arme zu verrenken.
In dieser Haltung können auch die Schalter oder Wippen für Blinker und Scheibenwischer leicht erreicht werden, ohne die Hände vom Lenkrad nehmen zu müssen.
Zwanzig vor Vier: Die Hände gehen nach unten
Es ist eine Diskussion aufgekommen, die Zwanzig-vor-vier-Position wäre besser als die Viertel-vor-drei-Stellung. Diese Meinung kommt aus den Vereinigten Staaten.
Dafür werden drei Gründe angegeben:
– Es ist bequemer und wird darum von vielen Fahrern unbewußt bereits so gehandhabt.
– Kraft wird zum Lenken nicht mehr gebraucht, wegen der heutigen Servolenkungen.
– Die Airbags sind auf diese Position ausgelegt. Nach den internationalen Crashtest-Normen hält der Dummy das Lenkrad in der Zwanzig-vor-vier-Position.
Diese Argumente werden von Fachleuten in Deutschland nicht akzeptiert. Die Vorteile der die Viertel-vor-drei-Stellung würden immer noch überwiegen.
Es müssen aber noch einige Dinge beachtet werden.
Die Entfernung regelt die Handposition am Lenkrad
Eine gute Handposition am Lenkrad ist nur möglich, wenn die optimale Entfernung zum Lenkrad eingestellt ist.
Dafür gibt es eine Faustregel.
Bei ausgestreckten Armen und den Schulterblätter an der Lehne sollten die Handgelenke oben auf dem Lenkrad zu liegen kommen.
So ist es nicht zu nah, dass der Airbag gefährlich werden könnte. Es ist auch nicht zu weit, dass die Lenkraddrehung nicht mehr voll beherrscht würde.
Der Airbag kann zur Gefahr werden
Der Airbag hat viel für die Sicherheit im Auto getan. Er kann aber auch zu einer Gefahr werden, der man sich erst im Notfall schmerzhaft bewußt wird.
Wenn der Airbag ausgelöst wird, schleudert er alles gegen den Fahrer, was auf dem Airbag liegt.
Dort liegt in der Regel nichts. Es sei denn, der Fahrer hat seine Hände lässig auf zwölf Uhr liegen oder sogar über Kreuz auf dem Lenkrad.
Wenn dann der Airbag ausgelöst wird, bekommt der Fahrer seine eigene Hand ins Gesicht. Nicht in der Form einer leichten Ohrfeige sondern mit der Energie einer Klitschko-Faust.
Der Daumen ist bedroht
Der Daumen sollte immer auf dem Lenkrad liegen.
Wenn der Daumen ins Lenkrad eingehakt ist oder in die Lenkradspeichen, dann ist zunächst einmal die Lenkfähigkeit behindert.
Bei einem Unfall kann der Daumen dann gebrochen oder aus der Pfanne gerissen werden, durch die Drehung des Lenkrads oder durch den ausgelösten Airbag.
Bei der Handposition am Lenkrad ist einfach mehr zu beachten, als es auf den ersten Blick scheint.