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Mitarbeiter Qualifizierung – Arbeitsschutz auch im Straßenverkehr

Integration durch Fahrtraining für ausländische Praktikanten

Im Dezember 2014 habe ich zum achten Mal ein Fahrtraining für Techniker aus Saudi-Arabien und Indien abgehalten. Sie sollen lernen, auf deutschen Straßen gut zurecht zu kommen.

Die Idee zu diesem Integrationskurs der besonderen Art hatte ihr Arbeitgeber.

 

Warum schickt ein Unternehmen seine Angestellten zu einem Fahrtraining?

Die Sicherheit im Straßenverkehr ist auch in Saudi-Arabien ein wichtiges Thema. Dazu zählt die Erhöhung der Fahrsicherheit durch die Vorbeugung von Unfällen.

Das Energie-Unternehmen Aramco Overseas Company B.V. schickt regelmäßig für 6-12 Monate Techniker nach Deutschland, damit sie als Praktikanten lernen, mit den Maschinen und Anlagen umzugehen, an denen sie später einmal in Saudi-Arabien oder Indien arbeiten sollen.

Zum Arbeitsschutz gehört bei einem Aufenthalt im Ausland auch der Straßenverkehr. Auch wenn dort nicht der Arbeitsplatz ist, können dort schwere Unfälle passieren. Darum schickt das Unternehmen seine Praktikanten auch zu diesem Fahrtraining.

Die Techniker sind junge Männer. Die Gefährdungsbeurteilung sagt, dass es für sie beim Fahren auf den ihnen unbekannten deutschen Straßen eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit für folgenschwere Unfälle gibt, aufgrund der ihnen unbekannten deutschen Verkehrsrechtslage und der Unerfahrenheit bei Fahrbahnverhältnissen wie Schnee und Eis.

Dieses Fahrsicherheitstraining ist nicht gesetzlich vorgeschrieben. Es ist das Resultat einer empfundenen Fürsorgepflicht gegenüber den eigenen Mitarbeitern.

 

Das Fahrtraining besteht aus Verkehrsrechtsschulung und Sicherheitsfahrtraining

Dieses Fahrtraining ist ein Integrationskurs auf einer ungewöhnlichen Ebene. Es geht um Regeln und Fahrübungen für den Straßenverkehr.

* Welche Vorfahrtsregeln gelten auf deutschen Straßen?

* Welcher Sicherheitsabstand ist wichtig und muss eingehalten werden?

* Welche weiteren allgemeinen Verkehrsregeln sind wichtig? Beispielsweise, dass ein Fahrer in Deutschland nicht von einem Unfall wegfahren darf.

Dann kommen die praktischen Übungen.

* Wie verlängert sich der Bremsweg bei einem nur geringen Geschwindigkeitsunterschied?

* Wie verlängert sich der Bremsweg bei Schnee und Eis?

* Wie reduzieren sich die Lenkmöglichkeiten bei Glatteis?

* Wie weiche ich einem plötzlich auftretendem Hindernis aus?

 

Gelassen parken wie ein Spanier

platzsparende Verkehrsraumnutzung Parkschaeden mediteran Leben

Dieses Foto habe ich in Spanien geschossen. In Deutschland hatte ich noch nicht die Gelegenheit, so etwas zu sehen. Nicht weil es in Deutschland solche Autos nicht gäbe. Es fehlt dem deutschen Führerscheinbesitzer einfach an der passenden Einstellung, so etwas nicht schon als Unfall anzusehen (und ein Wegfahren aus dieser Stellung als Unfallflucht).

Mit einer elektronischen Einparkhilfe könnte ein Fahrer niemals so einparken wie auf dem Foto, weil die Technik nirgendwo anecken will. Das ist aber kein Problem für einen Fahrer, der Stoßdämpfer als „mechanische Parksensoren nutzt“.

Der Deutsche akzeptiert die Grenzen, die ihm von der Technik gesetzt werden, als wären es Naturgesetze. Und die Technik ist zunächst einmal darauf programmiert, das Heiligtum Auto zu schützen, vor jeder mögliche Art von Schaden.

Der Südländer spart Platz, Zeit und Geld an seinem Auto, allein durch seine Einstellung zum Leben. Alles Dinge, die der Deutsche mit immer noch mehr Technik erzwingen will. Am besten noch mit einer direkten Verbindung ins Internet, damit die Welt und seine Versicherung es auch mitbekommen, wie vorbildlich er fährt.

Der Deutsche behandelt sein Auto wie eine Wertanlage, die ihren Wert bestimmt auch nicht verlieren wird, wenn sie nur keine Kratzer abbekommt. Für den Südländer ist ein Auto einfach nur ein Gebrauchsgegenstand, der ihn von einem Ort zum anderen bringen soll. Kratzer und Dellen an einem Gebrauchsgegenstand sind etwas völlig normales und zeigen nur, dass der Gegenstand auch benutzt wird.

Der Franzose fährt in seiner alten, kampferprobten Klapperkiste bei einem edlen Restaurant vor und gönnt sich anschließend ein unvergessliches Essen für zweihundert Euro. Der Deutsche fährt in seiner schweren Luxuskarosse zum Schnellimbiss, damit er sich bald das nächste tolle Fahrzeug leisten kann.

Fahrsicherheitstraining für Führerscheinneulinge ist in Österreich erfolgreich

Am 01. Januar 2003 wurde in Österreich die Mehrphasen-Fahrausbildung gesetzlich eingeführt. Dadurch ist mit dem Erhalt des Führerscheins (Lenkberechtigung) die Fahrausbildung noch nicht beendet. Wer seinen Führerschein behalten will, der muss noch ein Fahrsicherheitstraining nachweisen können.

 

Warum wurde das Fahrsicherheitstraining für Führerscheinneulinge eingeführt?

Fahranfänger sind überproportional oft an Unfällen beteiligt.

In der Fahrschule kommt die Fahrpraxis zu kurz.

Dem Fahranfänger fehlt es an Erfahrung und Routine.

Eine Mehrphasen-Fahrausbildung soll die Fahrfähigkeiten verbessern, indem sich ein weiteres Fahrtraining der Fahrschule anschließt. Angelernten Fehler sollen dabei erkannt und abgestellt werden. Neue praktische Fähigkeiten sollen erworben werden.

 

Wie funktioniert dieses Fahrsicherheitstraining?

Die Teilnahme am Fahrsicherheitstraining ist Pflicht. Es gibt aber keine zusätzlichen Prüfungen oder Leistungsbeurteilungen, die den Führerschein wieder gefährden könnten.

In der Mehrphasen-Fahrausbildung müssen in der Regel nach der bestandenen Führerscheinprüfung noch folgen eine Perfektionsfahrt, ein Fahrsicherheitstraining und noch eine zweite, abschließende Perfektionsfahrt.

Bei der Perfektionsfahrt fährt der Fahrneuling eine Stunde im Straßenverkehr, begleitet von einem speziell geschulten Fahrlehrer. Nach der Fahrt folgt eine einstündige Nachbesprechung. So erhält der Fahrer ein professionelles Feedback, ohne den Druck einer Prüfungssituation.

Das Fahrsicherheitstraining dauert insgesamt sechs Stunden und ist unterteilt in einen praktischen und einen theoretischen Teil. Das richtige Reagieren auf Gefahren steht hier im Mittelpunkt. Bremstechniken werden geübt, das Ausweichen vor Gefahren oder das richtige Verhalten in der Kurve.

Ein verkehrspsychologisches Gruppengespräch mit anderen Fahranfängern gehört ebenfalls zur Mehrphasen-Fahrausbildung.

 

Welche Auswirkungen hat das Fahrsicherheitstraining?

Seit Einführung der Mehrphasen-Fahrausbildung sind in Österreich die Unfallzahlen nachweislich gesunken. Die Unfallzahlen bei den Fahranfängern haben sich etwa um ein Viertel reduziert. In 10 Jahren gab es ca. 100 tödliche Unfälle weniger und ca. 6000 Verletzte weniger.

Der Erfolg des österreichischen Systems hat bereits Nachahmer gefunden. Litauen, Slowenien und Kroatien haben die Mehrphasen-Fahrausbildung übernommen bzw. werden es tun.

* Führerscheinerwerb: Zwei-Phasenmodell versus Führerschein mit 17
Ein Pdf-Text über ein Seminar, in dem die „Mehrphasen-Fahrausbildung“ in Österreich dem deutschen Modell des „Führerscheins mit 17“ gegenübergestellt wurde.